Diesen Text habe ich im Rahmen einer Klausurvorbereitung geschrieben, weil das Skript so schlecht war :-). Deshalb sollte man keinen wissenschaftlichen Anspruch in den Text legen. Ich dachte aber zum wegschmeißen wäre es zu schade...
Vegetationsentwicklung in Deutschland (Mitteleuropa) vom
Spätglazial bis heute
Spätglazial (vor 12800 - 10.000 Jahren):
Das Spätglazial ist die Spätphase der jüngsten Eiszeit, der
Weichsel-Eiszeit. Das Spätglazial zeichnete sich durch einen Wechsel von
kälteren und wärmeren Phasen aus:
Meiendorf-Interstadial (Strauchtundra mit Birke, Sanddorn,
Weide) -> Älteste Dryaszeit (Steppentundra) -> Bölling-Interstadial
(Birken) -> Ältere Dryaszeit (Steppe mit viel Silberwurz (Dryas octopetala) Vorkommen von Rentier)
-> Alleröd-Interstadial (Birke / Vorkommen von Elch) -> Jüngere Dryas (Steppe
mit D. octopetala)
Die Abfolge von Steppe und Wald/Gebüsch ist offensichtlich
zu erkennen. Mit fortschreitender Zeit wird diese Abfolge immer eindeutiger. Zusatzinformation:
Im Spätglazial brachen in der Eifel zum letzten Mal Vulkane aus.
Präboreal (vor 10.000 - 9.000 Jahren):
Mit dem Präboreal beginnt die Mittelsteinzeit. In dieser
Zeit erfolgt die Wiedereinwanderung der Birken und Kiefern aus den
Rückzugsräumen des Mittelmeergebiets. Die Einwanderung erfolgte über die Pforte
von Burgund westlich der Alpen, sowie östlich um die Alpen herum. Die Tatsache,
dass die Alpen die Wiedereinwanderung erheblich behinderten, führte dazu, dass
sehr viele, vor den Eiszeiten in Deutschland heimische Arten nicht wieder einwandern
konnten. Darunter z.B. Mammutbaum, Magnolie und Esskastanie.
Das Präboreal war somit eine Zeit, die vor allem von Birken
und Kiefern dominiert war. Vor allem im Süden Deutschlands zeichnete sich aber
bereits eine neue, später dominant werdende Art ab.
Boreal (vor 9.000 bis 7.500 Jahren):
Das Boreal wird aus vegetationsgeschichtlicher Sicht auch
Haselzeit genannt. Die Hasel breitete sich in den sehr lichten Kiefernwäldern
im Unterwuchs immer mehr aus. Die aktuelle Annahme ist, dass der Steinzeitmensch
die Ausbreitung stark gefördert hatte, indem er die Hasel gezielt anpflanzte
oder Lager von Haselnüssen anlegte (auch bekannt bei Eichhörnchen). Neben der
Haselnuss kamen im Süden mit der Ulme, der Eiche und der Linde drei
wärmeliebendere Baumarten auf. In Norddeutschland hingegen kamen diese Arten
noch nicht zum Zuge. Hier war neben der Hasel weiterhin die Kiefer
vorherrschend.
Atlantikum (vor 7.500 – 5.000 Jahren):
Mit dem Atlantikum setzte sich im Süden die Ausbreitung von
Eiche, Ulme und Linde fort. Zusätzlich kamen Buchen, Fichten und Tannen auf. Tanne
und Fichte bleiben unter natürlichen Bedingungen auf die Südhälfte Deutschland (Hochlagen)beschränkt.
Im Norden begann die Ausbreitung der Baumarten Eiche, Ulme und Linde gerade
erst. Die Hasel hatte ihren Zenit jedoch überschritten und nahm im Laufe des
Atlantikums deutlich im Bestand ab. Zum Ende des Atlantikums begann die
Sesshaftwerdung der Menschen und somit begann das Zeitalter der Jungsteinzeit
und des Subboreals.
Subboreal (vor 5.000 bis 2.700 Jahren):
Im Subboreal setzte sich die Dominanz von Buche, Tanne und
Fichte im Süden Deutschlands fort. Erste Getreidepollen zeigen den beginnenden
Ackerbau an. In Norddeutschland war weiterhin die Eiche vorherrschend,
wohingegen im Süden ein starker Rückgang dieser zu verzeichnen war. Dies galt
ebenfalls für Linde und Ulme. Ganz allmählich kam auch die Buche in
Norddeutschland auf.
Im mittleren Subboreal begann die Bronzezeit.
Subatlantikum (vor 2.700 Jahren bis heute):
Wald:
Bis heute dominiert die Buche sowohl in Süd- als auch in
Norddeutschland die Wälder. Die Eiche wird etwas zurückgedrängt, ist jedoch vor
allem in Norddeutschland noch immer eine der Hauptbaumarten. In neuerer Zeit
kommen aufgrund von massiven Aufforstungen die Fichte und die Kiefer auch in
natürlichen Buchen- oder Eichenstandorten zum Einsatz. Der Mensch nutzt(e) den
Wald folgendermaßen:
Nutzungsform
|
Verwendungszweck
|
Betroffene Teile
des Ökosystems
|
Aschegewinnung
|
Als Dünger und zur Glasherstellung
|
Leseholz, Stangenholz, Kahlschlag
|
Gewinnung von Gerberlohe
|
Lederkonservierung
|
Besonders Eichenrinde
|
Rinde als Viehfutter
|
Futter
|
Besonders die inneren Teile der Rinde
|
Bast als Faserstoff
|
Textiliengewinnung
|
Bastfasern aus der inneren Rinde
|
Laub als Viehfutter
|
Frisch oder als Laubheu
|
Esche, Ulme, Linde, auch andere Arten
|
Falllaub
|
Als Einstreu in die Ställe
|
Auswirkungen auf den Nährstoffhaushalt
|
Früchte
|
Als Mastfutter
|
Eicheln und Bucheckern
|
Früchte
|
Zur Ölgewinnung
|
Bucheckern, Haselnüsse, Walnüsse
|
Früchte, Kräuter, Pilze
|
Nahrungsmittel, Gewürze
|
Wurzeln, Rhizome, Blätter, in Notzeiten auch Rinde und
Eicheln
|
Waldweide
|
Wald als Weidefläche
|
Fressen von Jungwuchs, Durchwühlung
|
Waldfeldbau
|
Wald als Ackerfläche
|
Kurzfristige Nutzung von gerodeten oder auf den Stock
gesetzten Flächen
|
Jagd
|
Wald als Jagdrevier
|
Vögel, Eier, Nieder- und Hochwild
|
Imkerei
|
Wald als Pollen- und Honigquelle
|
Blüten von Bäumen, Sträuchern und Kräutern
|
Götterverehrung
|
„Der heilige Hain“
|
|
Holz für Bauzwecke
|
Haus-, Brücken-, Wagen-, Schiffbau
|
Ausgewählte Bäume
|
Holz als Werkstoff
|
Herstellung von Geräten, Gefäßen und Schmuck
|
Ausgewählte Bäume und Äste
|
Holz- und Holzkohle als Brennstoff
|
Kochen und Heizen, Keramik- und Glasherstellung, Verhütten
und schmieden
|
Leseholz, Stangenholz, Kahlschlag
|
Holz und Harz als Rohstoff
|
Herstellung von Teer, Pech und Ruß
|
Lese- und Abfallholz
|
Warum ist die Buche so dominant geworden?
Die aktuelle wissenschaftliche Meinung geht dahin, dass die
Buche sich nur durch die menschliche Tätigkeit so stark durchsetzen konnte. Man
geht davon aus, dass die Ackerflächen auf ehemaligen Lindenwäldern errichtet
wurden, weil diese leichter zu fällen war und die Linde auf besseren Böden als
die Eiche wächst. Die Buche siedelte sich dann auf später aufgegebenen
Ackerflächen an, weil sie, einmal angesiedelt, deutlich konkurrenzstärker ist.
Etwa zum Zeitpunkt 1700 war der deutsche Wald durch starke
Übernutzung zu großen Teilen verschwunden. Dies lag an der starken Beweidung,
dem starken Nährstoffentzug zur Düngung der Felder und vor allem der Nutzung
für Hausbau und als Heizmaterial. Später sorgten Aufforstungen und strenge
Gesetze für eine Erholung des Waldes und es setzte eine in etwa den heutigen
Maßstäben entsprechende forstliche Nutzung ein.
Einschub: Eisen und Holzkohle:
Mit Beginn des Subatlantikums begann die Eisenzeit. Dazu
wurde in Deutschland Raseneisenerz (mit Eisen versetzte Bodenschicht auf
degradierten Sandböden (Podsol)) mit Rennfeueröfen unter Zuhilfenahme von
Holzkohle verhüttet. Die am häufigsten nachweisbaren Holzkohlereste stammen von
Eichen (Eigene Deutung: Eichen wuchsen und wachsen vor allem auf den sandigen
Böden Norddeutschlands, wo ja auch das Raseneisenerz in Form der
Podsol-Bodenschicht zu finden war).
Wiesen und Weiden:
Die sukzessive Auflichtung von Wäldern durch die Waldweide
führte langsam zur Ausbildung von parkartigen Flächen. Die nun einzeln
stehenden Bäume konnten dabei eine ausladende Kronenform ausbilden und hatten
eine charakteristische Fraßkante (Abb. 01) , wie die auch heute noch häufig zu
erkennen ist. Zudem kamen sogenannte Weideunkräuter, also Pflanzenarten die
nicht gefressen wurden, auf. Beispiele dafür sind Wacholder und Ilex.
Die Weiden wurden meist als Allmende genutzt, d.h. die
Fläche gehörte allen Bauern im Dorf. Wiesen kamen erst später auf und
entstanden meist aus vorher beweideten Flächen. Zusätzlich gab es z.B. sog.
Wässerwiesen, auf denen kontrollierte Flutungen für einen Nährstoffeintrag
sorgten.
Ackerbau:
Im Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes kam der Ackerbau bereits
vor etwa 11.000 Jahren auf. Aus diesem Gebiet kommen auch viele der späteren Kulturpflanzen.
Auf dem Gebiet Deutschlands war an Ackerbau noch nicht zu denken. Dazu kam es
erst seit Beginn der Jungsteinzeit. In erster Linie wurden Emmer, Gerste, Lein und erste
Weizenarten angebaut. Die Ackerbau-Kultur breitete sich dabei entlang der
Flüsse aus. Häufig mussten auch Gehölze abgeholzt werden. Etwa 4.000 v. Chr. kam
der Pflug auf, welcher einen bedeutenden Fortschritt in der Bodenbearbeitung
brachte. In der Bronzezeit weiteten sich Ackerbau und Viehhaltung immer mehr
aus. In dieser Zeit wurden auch Ställe erfunden. Mit der Einführung des Eisens
gab es einen weiteren Aufschwung. Im Mittelalter begann die
Dreifelder-Wirtschaft, d.h. insgesamt drei Felder wurden im Wechsel mit
Sommergetreide, Wintergetreide und einem Brachejahr bewirtschaftet. Zur
Römerzeit, in der es hierzulande wärmer war als heute, wurden weiterhin Wein
und verschiedene Gemüse- und Obstsorten angebaut. Zwischenzeitlich gab es immer
wieder Aufgaben der Dörfer und Ackerflächen, sog. Wüstungen (z.B. durch Pest,
Völkerwanderung...). Mit einigen Zwischenschritten, etwa der Verbesserung der Bodenbearbeitung
und durch neue Kulturpflanzen, brachte erst die Erfindung des Kunstdüngers
Mitte des 19. Jahrhunderts einen riesigen Schub und führte schließlich zur
heutigen Ausgestaltung der Landwirtschaft.
Verschiedene Kulturpflanzen und ihre Geschichte:
-
Grünkern, Lein, Erbse, Hirse : Seit der
Steinzeit, Hirse vor allem ab Eisenzeit
-
Roggen: Seit Römerzeit
-
Kohl: 800 n.Chr.
-
Hanf: 11.-12. Jahrhundert
-
Kulturmöhre: 13. Jahrhundert
-
Buchweizen: 13.-14. Jahrhundert
-
Kürbis, Tomate, Bohne, Kartoffel, Mais: Um 1500,
alle aus Amerika
Ackerunkräuter, Schädlinge und Krankheiten:
Mit den Kulturpflanzen kamen auch die Ackerunkräuter, welche
an die Bewirtschaftung angepasst sind. Beispiele sind Kornblume, Kornrade,
Klatschmohn. Sehr bedeutend war der Mutterkornpilz, welcher später als LSD „Karriere“
machte und damals häufig zu Wahn und Todesfällen führte. Noch anzuführen ist
die Kartoffelfäule, welche um 1840 nahezu die gesamte irische Bevölkerung aufgrund
von Hungersnöten auslöschte.
Bier:
Insgesamt etwa 8.000 Jahre ist es her, als den Bauern
auffiel, dass vergorener Getreidebrei ganz gut schmeckte und berauschend wirkte.
Das Bier wurde „erfunden“. Etwa zeitgleich wurde auch der Wein und das Met (bereits
etwas eher) entdeckt. Etwa um 800 n. Chr. Gab es die ersten schriftlichen
Aufzeichnungen über das Braugewerbe in Deutschland. Früher wurden häufig
verschiedene Würzpflanzen hinzugefügt (z.B. Gagel, Hopfen). Später wurden dazu ganze
Hopfengärten angelegt (heute Hopfenfelder). Ab dem 15. Jahrhundert setzte sich
Hopfenbier flächendeckend durch. Ab dem 16. Jahrhundert galt das
Reinheitsgebot. Ab 1550 kam die Hefe dazu, den Brauern war aufgefallen, dass
das Bier in Umgebung einer Bäckerei stets besser schmeckte (Hefepilzsporen kamen
mit der Luft).
Garten- und Stadtpflanzen:
Ein verhältnismäßig neues Phänomen ist die Einwanderung
neuer Pflanzenarten durch Gartenflüchtlinge und weltweiten Handel. Als sog.
Neophyten kamen z.B. Robinie, mehrere Springkrautarten, Herkulesstaude und
weitere auf. Weiterhin wurden Pflanzen aus allen Ländern der Erde in Gärten
kultiviert. Beispiele sind Petersilie, Senf, Koriander, Laucharten usw.
Zusammenschau:
In der Summe der vorher geschilderten Ereignisse ergibt sich
somit die heutige Kulturlandschaft aus Acker, Grünland, Wald und besiedelten
Gebieten. Besonders deutlich wird die sehr starke Abgrenzung der einzelnen
Nutzungsarten. Wo früher die Weide langsam in einen Wald überging, finden sich
heute scharfe Trennungen. Dies gilt ebenfalls für die Trennung zwischen
intensiv genutzten Flächen und ungenutzten Flächen. Früher wurde nahezu alles
genutzt, aber eben auch alles weniger intensiv (jedoch im Rahmen der damaligen
Möglichkeiten sehr intensiv) als heute.
|
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen